Neues von Schlingelberg und Sturmkogel

Teamwork. Florian Masser mit Partnerin Lisa Kerbler, Peter und Maria Masser (v. l.)

Spitzenweine aus verschiedenen Welten: Auf dem Familienweingut Masser werden spannende Ideen flaschenweise Realität – vom Spitzen-„Wösch“ bis zu Bio-Piwis.

 

Bis die Rebstöcke auf dem Schlingelberg wieder sattes Grün tragen, dauert es noch einige Tage. Doch der Hausberg des Weinguts Masser lässt sich jetzt schon die Sonne auf den Buckel scheinen und bunkert Energie für die kommenden Wochen. Er ist eine der Toprieden des Familienbetriebs nahe Glanz. Eine Südlage mit so viel Sonne, dass es schon ein feines Händchen und eine Menge Erfahrung braucht, einen Wein herzustellen, der nicht laut und üppig auftritt, sondern sich im Gegenteil elegant, feingliedrig und zurückhaltend präsentiert. Bei Florian und Peter Masser ist er in den besten Händen und fährt in schöner Regelmäßigkeit Spitzenplatzierungen ein. Gelesen wird von Hand, teils auch in Steillagen bis zu 45 Prozent Hanglage, gereift in Stahltanks, Holz und weißem Granit.

Produziert wird eine schöne steirische Vielfalt von würzigen Sauvignons bis zu fein-fruchtigem Burgunder, obwohl die Rebsorte immer mehr in den Hintergrund rückt, wie Florian Masser betont. Zeit und Ruhe gönnt man den Riedenweinen vom Schlingelberg, auf dem auch das Weingut liegt. Im Fokus steht die Herkunft. Ab dem Jahrgang 2023 ist das auch auf den Etiketten der Gebietsweine zu lesen. „Weil Leutschach und Gamlitz große Gemeinden sind und unterschiedliche Bodenbeschaffenheit haben, nennt sich etwa der Weißburgunder Sand und Mergel, der Sauvignon Sand und Opok“, erklärt der Jungwinzer. „So sind die Böden abgebildet, obwohl keine nähere Herkunft als die Südsteiermark verzeichnet ist.“

Immer wieder setzt man auch Ideen um, die im ersten Moment abenteuerlich, vielleicht sogar ein wenig verrückt klingen, und doch zu einem exzellenten Ergebnis führen. Wie beim Projekt Welschriesling Wetterschütz, einem der neuen „Wösch“, angebaut auf einer der besten Lagen am Sernauberg und der Favorit des Jungwinzers. „Die Trauben werden in der Schale intrazellulär vergoren“, schildert er. „Nach der Gärung sind sie vollkommen intakt, gelb und leicht trüb. Wenn man sie kostet, schmecken sie gigantisch.“ So außergewöhnlich die Herstellung des Weins auch ist, beim Beinamen setzt man auf Tradition. Er stammt von den Wetterschützen, die noch vor mehr als 100 Jahren in eben diesem Weingarten mit Kanonen gegen den Hagel antraten.

Auf dem Sturmkogel hingegen weht ein ganz anderer Wind. Nahe dem ehemaligen Wirtshaus Abel wurden vor einigen Jahren Piwi-Reben ausgepflanzt, pilz-widerstandsfähige Sorten, die seit acht Jahren biozertifiziert sind. Überhaupt achtet man im Weingut darauf, möglichst naturnah zu arbeiten. Mittels Photovoltaik wird rund ein Drittel des Stroms im Betrieb aus nachhaltiger Quelle gespeist. Bei den Bio-Piwis tut sich einiges. Sie werden nun ausschließlich zu spannenden Cuveés verarbeitet. Das ist auch den Namen der Reben geschuldet, die immer wieder zu Verwechslungen führen – Muscaris etwa, der mit seiner Muskat und Zitrusaromatik noch eher an Muskateller erinnert, als sich Souvignier gris und Sauvignon gris gleichen. Die Kreuzung aus französischen Ur-Piwis biegt zwar im Aroma in die Burgunderrichtung ab, hat aber sonst nichts mit dem Grauburgunder zu tun.

„Es ist ein bisschen wie bei einem veganen Schnitzel“, sagt Florian Masser. „Es kommt ihm nahe, ist aber doch ein gänzlich anderes Produkt.“ Deshalb setzt man jetzt auf terroirgeprägte Cuveés. Ihr Name? Kompromisslos.

 

Zum Weingut

Das Familienweingut Masser liegt in Glanz an der Weinstraße und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1824 wurde es erstmals erwähnt, seit 1993 wird es als Weingut bewirtschaftet. Heute arbeitet Peter Masser Hand in Hand mit Sohn Florian. Zum Weingut gehört auch eine Herde Hochlandrinder („Zottl“). Mehr Details unter: masser.cc

 

Von Birgit Pichler