Heinz Stritzl

 11,90

( )
-
+
Merken

Inhalt: 1,00 Stk

Vorrätig. Lieferung voraussichtlich in 1-2 Werktagen.
Artikelnummer: KLZ-106024

Beschreibung

In mehr als drei Jahrzehnten als Chefredakteur der Kleinen Zeitung prägte Heinz Stritzl Kärnten stärker als die meisten Politiker seiner Zeit. Der Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs, des Ortstafelsturms und des Aufstiegs von Jörg Haider prüft im Gespräch mit Thomas Cik sein Gewissen.

„Ich danke wirklich dem Herrn, dass damals kein Schuss gefallen ist. Wir hatten in diesen Tagen sogar Wachmänner am Redaktionseingang postiert, weil wir uns sorgten, dass etwas passieren kann.“
Heinz Stritzl über den „latenten Bürgerkrieg“ während des Ortstafelsturms

192 Seiten

Leseprobe Heinz Stritzl

1976 kam Jörg Haider als FPÖ-Landesparteisekretär nach Kärnten – und sollte in der Gunst Heinz Stritzls bald aufsteigen. Doch Stritzl sollte 1991 zu den Ersten gehören, die sich von ihm abwenden.

Wie beurteilen Sie Haiders erste Zeit als Landeshauptmann?

Stritzl: In Erinnerung ist mir eigentlich nur sein unsäglicher Spruch von der ordentlichen Beschäftigungspolitik geblieben. Der hat dann auch zu unserem endgültigen Bruch geführt.

Es gab in der Folge nie eine Aussprache?

Stritzl: Ich habe sie nicht gesucht. Ich weiß, dass es zu dieser Aussage Haiders zig Varianten gibt. Ich erzähle Ihnen die Geschichte aus meiner Sicht: Ich saß damals im Landtag auf der Tribüne, als Haider sagte: „Na, das hat’s im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen.“ Auf der Tribüne zuckten wir zusammen. Jeder wusste sofort: Das ist ein Skandal. Auch Haider selbst erkannte, was er da gesagt hatte, und sollte sich, nachdem er im Zuge der Debatte von der SPÖ und der ÖVP dazu aufgefordert wurde, noch entschuldigen. Für Gerhard Hausenblas, damals Klubobmann der SPÖ, war die Entschuldigung ausreichend. Nicht, weil Haider sie ernst meinte, sondern weil an diesem Abend noch der SPÖ-Bundesparteitag in Linz stattfinden sollte. Die wollten einfach weiter. Erst in Linz erkannten die Sozialdemokraten von Franz Vranitzky abwärts, was da in Kärnten passiert war und welches politische Kapital man daraus schlagen könnte. Da war in Kärnten die Stimmung ohnehin schon einen Schritt weiter. Georg Wurmitzer, der Klubobmann der ÖVP und ein entschlossener Gegner Haiders, meinte: „So kommen Sie uns nicht davon, Herr Landeshauptmann“, und trieb Haider fortan vor sich her.

War Ihre Meinung in dieser Angelegenheit auch immer so eindeutig?

Stritzl: Ja, weil es da auch nichts zu rütteln gab. Am nächsten Tag gab es eine Pressekonferenz im Klagenfurter Europapark. Haider wollte Bilanz über ein Jahr als Landeshauptmann ziehen. Am Parkplatz traf ich ORF-Redakteur Andreas Kimeswenger. Er meinte: „Schon gehört? Die Justiz ermittelt gegen Haider.“ Ich packte meine Sachen und wollte zum Termin gehen, da stand Haider vor mir. Ich hatte da schon einen Kommentar veröffentlicht, der ihn kritisierte und in dem ich sinngemäß sagte: „Haider ist selbst sein größter Feind.“ Er grüßte schon sehr verhalten. Ich sagte: „Jörg, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen dich, du solltest um Entschuldigung bitten.“ Er belächelte mich nur. Dann, in der Pressekonferenz, kam natürlich die Sprache auf dieses Thema. Was machte Haider? Von einer Entschuldigung keine Spur. Er stellte sich hin und sagte: „Wir machen mobil gegen diese Justiz.“ Da war mir klar, das war es mit diesem Menschen. Dummen – alles andere wäre zu milde in der Wortwahl – kann man einfach nicht helfen. Wie es weiterging, ist bekannt.

Bewertungen (0)

0.0
0 Bewertungen
5
4
3
2
1
Dieses Produkt bewerten

Nur verifizierte Bewertungen

Es gibt noch keine Bewertungen.