Mit Urvertrauen in die Natur

Dauerregen, Tropenhitze: Wie das Weingut Peter Skoff der neuen Klimadimension trotzt und Weltmeisterweine produzieren will.

Von Birgit Pichler

Regenschleier überziehen die Weingärten des Kranachbergs in der Südsteiermark. Noch am Mittwoch waren hier Dutzende Hände damit beschäftigt, Trauben unter praller Sonne zu lesen. Die steilen Hänge, an denen das Weingut der Familie Skoff liegt, lassen nur Handarbeit zu. Drei klimatische Boten wirken auf die Reben ein. Trockene Wärme schickt der pannonische Raum, feucht Mediterranes dringt von Süden herauf
und den kühlen Herbst steuert das alpine Klima bei. „Das Jahr 2024 ist klimatisch eine neue Dimension für die Winzer“, sagt Peter Skoff, der das Weingut mit seinem Bruder Markus und Vater Peter bewirtschaftet.

Viele Sommernächte waren unüblich warm, für die Winzer eine noch größere Herausforderung, als sonst. Denn kühlt es nachts nicht ab, verdampft die Apfelsäure in den Trauben schneller, wie Skoff erklärt. Die Weine werden milder. Und das ist kein Attribut, das den frischen, eleganten, finessenreichen steirischen Weinen in den letzten Jahren weltweite Aufmerksamkeit gebracht hatte. „Es gibt kaum ein anderes Weinbaugebiet, das so langlebige, frische Weine hervorbringt.“

Deshalb war Eile geboten. Die langanhaltende Hitze forderte den frühesten Lesezeitpunkt seit Jahrzehnten. Statt der üblichen vier, fünf Wochen bleiben nur etwa drei, um die reifen Trauben einzuholen.
„Man ist der Natur ausgeliefert, manchmal muss man pokern“, sagt Skoff. Sein Ansatz: Besser wenig und gut, als zu viel Wein und er schmeckt nicht. „Das Geschmacksprofil eines Weins hängt von einer Vielzahl an Faktoren ab.

Es sind 1000 kleine Rädchen, an denen die Natur dreht, und die der Winzer im besten Fall nur dann mit Geschick und Wissen bewegt, wenn es notwendig ist.“  2009 schrieb Skoff an der BOKU, der Universität für Bodenkultur in Wien, eine Arbeit über die Beschattung der Trauben und deren Auswirkung auf die Aromastruktur. Unzählige Experimente folgten, denn „mit dem Sauvignon blanc hatten die Weinbauern der Südsteiermark anfangs keine Freude, er wuchert wie Unkraut, bringt keine hohen Erträge, ist schwierig im Anbau.“

Am Kranachberg reifen jedes Jahr einzigartige Sauvignon blancs heran, auch der Wein der vielleicht die nächste steirische Sensation einfährt. Ein Weltmeistertitel beim Concours Mondial du Sauvignon 2022 ist bereits verbucht. Insgesamt stellen bereits sieben südsteirische Weingüter Weltklasse-Sauvignons. Gemeinsam geht es unter anderem auf Messen, so will man die Steiermark noch mehr ins Rampenlicht rücken. Sichtbar wird der Zusammenschluss auch online unter weltmeister-winzer.com.

Zurück zur Heimat, zum beschaulichen Leben mit dem Jahreskreislauf auf dem Kranachberg. Ganz bewusst entschied sich die Familie vor Jahren gegen den Bau eines Weintempels, der den wachsenden Erfolg weithin sichtbar machen würde. Stattdessen sorgt man auch am zweiten Standort, dem Gut Kaspar mit aller Kraft dafür, dass die ursprünglichen kleinbäuerlichen Strukturen erhalten bleiben. Seit 1675 ist das Gut in Familienbesitz, in elfter Generation wird es biologisch bewirtschaftet. Auch hier sind Handarbeit, Wissen und gesundes Urvertrauen in die Natur die Schlüssel zum Erfolg, auch hier setzt man auf die Lieblingssorte Sauvignon blanc. Die Blätter tanzen unter der Last der Regentropfen. Hin
und wieder reißt sie eine Windböe aus dem Takt. Bald geht es weiter mit dem Rest der Ernte.

 

Zum Weingut
Das Familienweingut Peter Skoff Domäne Kranachberg wird in sechster Generation geführt und umfasst rund 30 Hektar Rebflächen in der Südsteiermark. Zum Weingut gehört das Gut Kaspar, das seit 1675 in Familienbesitz ist, und auf dem man sich neben Biowein und Natural Wines auch auf Oliven spezialisiert hat. Außerdem gibt es eine Buschenschank, Zimmer etc..
peter-skoff.at, die-amtmann.at